Worum geht es?
Der Vergleich ETF-Sparplan/ETF-Versicherung ist an sich schon nicht richtig. Viele haben aber einen Denkfehler, wenn es um die Steuern geht. In diesem Video spreche ich über einen wichtigen Punkt: Rechtssicherheit bzw. Planungssicherheit.
Wer heute beim ETF-Sparen von den aktuellen steuerlichen Gegebenheiten ausgeht, weiß nie, ob sie auch in 30 Jahren noch in gleicher Form gelten. Bei der Altersvorsorge kann das sehr wichtig werden. Mehr dazu im Video.
Inhalt des Videos (Transkription):
In diesem Video will ich mal wieder so ein bisschen auf das Thema Altersvorsorge eingehen, das ist jetzt durchaus eins, was ich öfters mal hier bespreche, aber das ist auch das, was relativ häufig in der Beratung angefragt wird. Von daher geht es heute mal darum, welche steuerlichen Gesichtspunkte kann man bei dem Vergleich ETF-Sparplan oder einer ETF-Versicherung betrachten.
ETF-Sparplan ist immer preiswerter
Tach zusammen, hier ist der Lehnen, ich bin unabhängiger Finanz- und Versicherungsmakler und ich berate meine Mandanten online, unter anderem zum Thema Altersvorsorge. Und da kommt öfters mal die Frage auf, was mache ich denn jetzt am besten? Mache ich einen ETF-Sparplan? Mache ich eine Fondspolice, mach ich beides? In der Regel macht man dann auch beides und es gibt dann aber auch einen Prozess, wie man so etwas entscheidet. Das heißt also, welche Gründe könnten dafür sprechen, dass man eine Fondspolice, also ich sage jetzt mal Fondspolice, damit meine ich auch ETF-Police, was eigentlich das Gleiche ist. Welche Gründe könnten dafür sprechen, dass man das macht? Und welche Gründe könnten dafür sprechen, dass man einen ETF-Sparplan macht? Es ist wahrscheinlich im Leben nie gut, wenn man nur in Schwarz und Weiß denkt und in dem Fall ist es ganz genauso. Eins ist doch ganz klar, wenn wir über einen ETF-Sparplan sprechen, den du bei irgendeiner Direktbank oder bei keine Ahnung, Scalable Capital oder bei Trade Republic aufmachen kannst, dann wird es nicht günstiger werden. Und das hängt einfach damit zusammen, dass das im Prinzip Einkaufspreis ist.
Da ist ja keine Abschlussgebühr drin, da sind fast keine Verwaltungskosten drin. Dementsprechend ist es totaler Quatsch jetzt über die Kostenschiene zu argumentieren, dass irgendwas anderes vielleicht sinnvoller wäre. Es geht nicht preiswerter als ein ETF-Sparplan. Das heißt also, wenn ich jetzt daneben eine Versicherung stelle, die beraten wurde, die vermittelt wurde, die dann für dich gepflegt wird, wo du regelmäßig einen Auszug bekommst, wo du vielleicht ein Rebalancing drin hast, wo du eine Rente hinterher mal bekommst. Und damit meine ich jetzt auch nicht mal unbedingt die geförderte Altersvorsorge. Ich meine jetzt die ganz private. Die muss ja irgendwas kosten. Und in meinen Beratungen bespreche ich mit meinen Mandanten auch die Kosten ganz genau und zeige, welche Kosten dann in welchem Zeitraum und wann anfallen. Und vor allen Dingen, welche Kosten auch wirklich wichtig für den Kunden sind und welche nicht. Das muss man nämlich dann teilweise auch nochmal differenzieren.
Was spricht dafür, einen Kostennachteil einzugehen?
Das heißt, ein Mandant, der eine Fondspolice oder eine ETF-Police abschließt, der geht ja ganz bewusst einen Kostennachteil ein. Und da muss man sich ja dann immer überlegen, warum könnte man das jetzt machen wollen? Und das gehe ich mit meinem Mandanten durch und entwickle diese Entscheidung. Und eine davon ist das Thema Steuern. Ich habe in meinem eigenen Kanal auch mal ein Video gemacht, da bin ich ein bisschen, das ist aber schon eine Weile her, da bin ich von dieser Vergleich Situation ausgegangen und es ist schon so, dass es eine andere Besteuerung gibt in einem ETF-Sparplan, im Vergleich jetzt zu einer Versicherung.
Bei einer Versicherung haben wir das sogenannte Halbeinkünfteverfahren. Das heißt, die Gewinne, die in der Versicherung entstanden sind, wenn du das Geld auf einmal rausnehmen würdest, musst du zur Hälfte besteuern. Das heißt, du machst beispielsweise 100 000 Euro Gewinn, dann zahlst du auf die 100 000 Euro erst mal nicht die Steuer, sondern nur auf die Hälfte. Und das dann mit deinem persönlichen Steuersatz, also beispielsweise 50 000 Euro wäre dann jetzt die Hälfte und wenn du jetzt einen Steuersatz hast von keine Ahnung, 30 Prozent, 35 Prozent, ich weiß es nicht. Dann zahlst du beispielsweise deine 15 000 Euro ungefähr müssten das dann ja sein.
Vergleichen wir das jetzt mit der heutigen Situation im ETF-Sparplan, zahlst du auf 100 000 Euro Gewinn 25 Prozent Abgeltungssteuer plus Kirche plus Soli, lasse ich jetzt mal weg, also 25 000 Euro Steuern. Jetzt hast du aber in einer ETF-Police wahrscheinlich nicht das gleiche drin am Ende wie beim ETF-Sparplan. Es ist jetzt ein bisschen komplizierter zu kalkulieren, wann jetzt welcher Steuervorteil eintritt. Aber mal ganz kurz angerissen. Es wird ja wahrscheinlich so sein, dass du nicht mit 100 Prozent Aktienquote in Rente gehst. Das heißt also, du willst vorher schon mal umschichten. Und wenn du einen ETF-Sparplan hast, zahlst du halt jedes Mal, wenn du Gewinne realisierst, deine Abgeltungssteuer. Und es kann ja durchaus auch mal sein, dass im Laufe der Zeit vielleicht mal ein ETF aufgelöst wird. Das heißt, du musst wechseln. In dem Fall würde dann auch Abgeltungssteuer anfallen.
Was kommt auf uns zu?
Aber wie gesagt, das ist jetzt gar nicht mal das Thema. Ich will mal auf eine ganz andere Sache aus und da komme ich mal auf einen Artikel zu sprechen, den ich gefunden habe. Das Handelsblatt hat geschrieben, Rekord Neuverschuldung, 1,32 Billionen Euro Corona Schulden und kein Ende in Sicht. So teuer wird die Krise für Deutschland. Der Schuldenstand des Bundes ist seit Pandemiebeginn um 35 Prozent angestiegen und liegt so hoch wie nie zuvor. Das ist jetzt Stand März 2021. Weitere Milliardenkosten könnten hinzukommen. Wir haben jetzt einfach die Situation, dass es ein riesengroßes finanzielles Loch gibt in der Bundeskasse.
Was würdest Du als Politiker machen?
Mach doch bitte mal folgenden Gedanken mit. Jetzt wärst du Politiker oder mehrere Politiker und du kommst irgendwann mal an die Position, dass du sagst, okay, Pandemie ist überstanden, wir müssen jetzt das Geld irgendwie auch mal wieder reinholen. Wie machen wir das denn am besten? Wie kann jetzt eine Regierung dafür sorgen, dass wieder mehr Geld in die Staatskasse rollt? Das wird wahrscheinlich über Steuern passieren. 1,32 Billionen Euro Problem und die Lösung, wir müssen jetzt irgendwie ein bisschen mehr Steuern reinkriegen. Was könnte man jetzt machen? Jetzt gehen wir mal her und überlegen, ein Politiker hat ja auch ein Interesse daran, dass er sich nicht mit allzu vielen Leuten verscherzt, das sind ja alles Wähler. Und wenn du jetzt sagst, okay, ich muss jetzt irgendwie Steuern reinkommen, aber ich will es mir auch nicht verscherzen mit dem einfachen Volk, sage ich jetzt mal ganz bösartig. Dann könnte man ja überlegen, ja was ist denn eigentlich mit der Abgeltungssteuer? Dann gehen wir doch an die, die Geld haben.
Und wenn du das jetzt groß rausposaunst, dann wirst du eine ganz große Menge an Wählerstimmen treffen. Die sagen, genau, geh mal an die, die Geld haben, nicht an den kleinen Mann, sondern an die, die reich sind. Und mit reich ist ja dann in dem Augenblick auch jemand gemeint, der wie du vielleicht einen ETF-Sparplan mit 2, 3, 4, 500 000 Euro irgendwann angespart hat und das als ein Rentenkapital zur Seite gelegt hat.
So, jetzt gehst du also her und sagt, so okay, Abgeltungsteuer machen wir jetzt nicht mehr, sondern ab sofort gilt der persönliche Steuersatz oder irgendwas anderes. Weiß man das? Nein, weiß man natürlich nicht. Ich weiß das auch nicht, aber es ist ein Gedanke. Das heißt also, es könnte durchaus passieren, gerade wenn du dich jetzt mit dem Thema beschäftigt, dass du langfristig mit einer Situation kalkulierst, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, meiner Meinung nach sogar einer höheren Wahrscheinlichkeit, gar nicht unbedingt so eintreten wird.
Weil wie viel du dann letzten Endes zahlst, das wissen wir doch nicht. Es gibt jetzt heute Teilfreistellung, es gibt Freibeträge. Es sind alles Punkte, die steuerlich entlasten. Wer sagt denn aber, dass das in 30 Jahren auch noch so ist? Und das ist eigentlich das Problem. Das heißt also, wir wissen im Grunde genommen als ETF-Sparer nicht, was kommt jetzt da wirklich auf mich zu? Betrachten wir das jetzt mal von der anderen Seite. Was ist denn jetzt mit dem Kunden, der sagt, ich pack jetzt mal einen Teil meines Geldes an eine Versicherungspolice, die für mich in ETFs investiert, also eine ETF-Police. Vielleicht könnt ihr euch noch dran erinnern, 2005 gab es einen ganz großen Einschnitt in der deutschen privaten Altersvorsorge. Und zwar war es da so, dass gesagt wurde, alle Lebens- und Rentenversicherungen, die ab dem 1.1.2005 abgeschlossen werden, sind jetzt nicht mehr steuerfrei, sondern steuerpflichtig. Und seitdem gibt es ja diese Halbeinkünfte Geschichte.
Was ist denn mit den alten Verträgen gewesen? Das heißt, auch wenn du heute noch einen Kumpel hast oder ein Onkel oder was auch immer und du sagst, du hast doch so eine Lebensversicherung, wie ist das eigentlich, wenn die mal ausgezahlt wird und er hat die 2003, 2002 abgeschlossen. Dann ist die auch heute noch steuerfrei, obwohl es das heute in der Form nicht mehr gibt. Aber der alte Vertrag, der war davon nicht betroffen. Die neue Gesetzgebung galt also ab dem 1.1.2005 und deshalb gab es 2004 noch einen riesen Schlussverkauf. Alle haben noch schnell eine Lebensversicherung gemacht, weil die alten Versicherungsverträge sind halt noch steuerfrei gewesen. Heißt also, in bestehendes Recht wird nicht eingegriffen, sondern das bleibt ja erhalten. Und in 30 Jahren hast du das, was du dann abgeschlossen hast. Und genauso würde es heute wahrscheinlich auch mit einer Fondspolice aussehen oder eine ETF-Police, die du jetzt abschließt. Die ist jetzt heute nach dem Halbeinkünfteverfahren zu versteuern.
Und sollte sich das irgendwann mal ändern, gilt das aber für die ab dann abgeschlossenen Verträge. Das ist bei einem ETF-Sparplan anders, da kann das sich jederzeit ändern, weil die Kapitalanlage ist ja nicht geschützt durch irgendeinen vertraglichen Mantel, sondern es ist ja ein freies Depot, was du da hast. Und wenn jetzt morgen entschieden wird, okay, wir machen jetzt den persönlichen Steuersatz auf eine größere Kapitalzahlung und schichtest dann um, dann zahlst du eben nicht mehr 25 Prozent Steuern, sondern 42, vielleicht auch 45, vielleicht auch 50 Prozent.
Das Thema Vermögenssteuer steht ja auch schon irgendwie im Raum seiner Zeit. Was ich damit also sagen will, es gibt schon seine Berechtigung warum Leute sagen, ich tue zumindest mal einen Teil meines Geldes, was ich bisher in ETFs investiert habe, mal über die Art und Weise zur Seite, weil als Altersvorsorge ist es mir schon ein bisschen sicherer, wenn ich da einen geplanten vertraglichen Verlauf habe. Und dazu zählt auch dieses Thema, dass du eine Rente später mal bekommst. Und bei einem ETF-Sparplan musst du dir die Rente halt selber bauen.
Da werde ich vielleicht noch mal ein anderes Video zu machen. Es gibt ganz viele andere Punkte, die man auch noch betrachten kann. Das mache ich mit meinen Mandanten in der Beratung. Das will ich jetzt nicht in diesem Video machen. Vielleicht mache ich dazu mal ein separates. Aber das heutige Video sollte mal verdeutlichen, man kann die Dinge nicht nur so ganz einseitig betrachten. Es gibt halt viele Aspekte, die da reinsprechen. Man sollte auch nicht ein Produkt abschließen, nur wegen irgendwelcher Steuern. Das gilt sowohl für die private geförderte Altersvorsorge als auch für die private freie Altersvorsorge. Aber es ist trotzdem ein wichtiger Faktor, den man mit betrachten kann. Und auch da kann es dann passieren, dass Kosten plötzlich nicht mehr das stärkste Argument sind. Und wenn du zu diesem Thema Fragen hast und beraten werden möchtest, komm gerne auf mich zu. Dann können wir mal gucken, wie ich so arbeite und wie ich dir helfen kann. Und wenn dir das Video gefallen hat, dann würde ich dir auf jeden Fall empfehlen, schau dir noch mal das eine oder andere Video in meinem Kanal an. Da gibt es noch ein paar verschiedene Videos, die sich mit dem Thema befassen und dann hast du irgendwann den Punkt erreicht, wo du sagst, ah, ich habe das jetzt aus mehreren Blickwinkeln betrachtet und kann jetzt eine freie Entscheidung treffen. Ich freue mich, dich beim nächsten Video wieder zu sehen. Bis dann. Der Lehnen.